Aus Trümmern
Harald Stangor
Aus Trümmern keucht die Stadt - ein düstres Wunder,
ein schmerzerfülltes Sammeln alter Zeit.
Am Lebtag greift der Greis nach letztem Plunder,
er macht sich für den nächsten Gang bereit.
Was wertvoll war, ist längst durch uns gegangen.
Die Hände geben ihre Leere fort.
Noch gestern konnten sie sich Teures fangen.
Ich selbst griff glücklich nach dem großen Wort.
Vergessen das Versprechen, sich zu kümmern
um all die, die die Zeit bereits besiegt.
Sie reichen keine Hände mehr aus Trümmern.
Die Zeichnung zeigt, wo man am Liebsten liegt.
Ich seh Verlorne alte Schätze suchen -
manch einer findet sich, schau, aus Versehn.
Wozu die alten Götter noch verfluchen,
die ungestalt vorm Nichts aufs Ganze gehn?
Nur du, der meine beiden Herzen dienen,
schlägst Brücken zwischen hier und altem Glück.
Was immer auferstehn mag aus Ruinen -
wo du nicht bist, kehrt Leben nicht zurück.
Harald Stangor geht einem höchst bürgerlichen Beruf nach und dilettiert in freien Minuten in Prosa, Lyrik und Drama, mit besonderer Vorliebe auf Kabarettbühnen.