Safrantage
Astrid Strack
Montag
Tagliatelle mit Miesmuscheln
und einer Tomatensoße so dass
Gier und Genuss die Gegensätze meines Denkens heute
zur Synthese vermengt wurden, woran wohl
die anhaltende Clownerie, die wir gemeinsam betrieben,
nicht vollkommen grundlos war
ohne Alswie vollzogen
der Unbeschwertheit reinste Form
Frühlingskind
Dienstag
Draußen in der Nacht steht noch die angebrochene Flasche Weißwein
und im Kühlschrank liegt ein Rest Schafskäse
nein - nicht viel freilich
ein paar Oliven
erste Herbsttage im fernen Kappadokien
rote Teppiche
und das Fehlen der Worte
in Anbetracht [...]
in silber gefasster bernstein zerrinnt in meinen fingern
Mittwoch: Bildunterschrift
Wiedehopf-Fänger Al Kasim mit Judenmädchen und Dämon
auf weißen Planken und
mit rotem Schirm gegen die Sonne
und gegen die anderen wohl auch
ich klaubte worte
doch es war nur
theater
Donnerstag: Gift
verdorrte landschaften und vergangener hauch sehn Sucht suche sehn die s:ache - t - r - u - c - tag mit tagen pansträume und luftvoller goldglanzlähmung schwarzer wasser hand in hand
Freitag
Wandelnd in Spinnwebstädten noch benetzt vom morgenträumenden Tau erahnte ich Schrift der Wolken [ W i n d e s : w o r t e ] - wimpernschlageslängedauernd - und so verlor ich mein Gefühl der menschliche Sprache einsamkeitsverfallen
Samstag: Kindergeschichte
Den Kadaver eines Pferdes verscharren
- eines tollwütigen -
hast du das tollwütige Pferd gesehen?
Es gebar sich wie ein Esel als wir es anstierten
und sprach von safranfarbenem Sand
in dem die Sonne ertrank wie ein Walfisch an Land
das passt nicht, lala
so band man ihm ein Bein
und zog den Strick um das Maul
es zum Schlachter zu treiben
in der Ecke verfaulen lassen!
die Tollwut im Auge
den kadaver eines pferdes verscharren
- eines tollwütigen -
hast du das tollwütige pferd gesehen?
Sonntag: Gebet
lass mich leben
lass mich das drahtseil überleben
auf dem ich wandle
das gift infiniter regress
lass mich fallen
- zerschellen -
das Nichts überleben am abgrund
der leere
lass mich