Leumond
März 2004

Disco


Mathies Gräske



Musik summt in meinem Kopf. Ich höre sie ganz laut. Sie wird immer lauter. Bald wird sie ganz laut sein und mein Innerstes erfüllen. Wieviel Zeit habe ich noch?
Oh, es ist bereits soweit. Ich fühle die Musik. Aber nein! Wie wird mir? Mein Herz beginnt zu rasen. Höre auf damit, Herz! Du bist zu jung, um schon zu protestieren - besonders gegen Musik.
Doch eigentlich ist es nicht das Herz, das nicht mehr mag; es ist meine Seele. Ich bekomme Panik, ganz schreckliche Panik. Aber warum? Es ist doch nur Musik? Aber die Panik ist hier; klopft an: "Darf ich herein?".
Aber sie soll bleiben, wo sie ist. Ich will nicht mehr Panik. Denn dann beginnt mein Herz, noch mehr Unsinn zu machen.
Ich muss mich ablenken. Ablenkung hilft gegen Panik. Ich singe selbst; ganz leise, aber bestimmt. Ich fange an, aber kann mich nur ein paar Sekunden halten. Es geht nicht. Die Musik ist zu stark und zu laut. Die Panik wird auch wieder stärker.
Aber hier sind viele Menschen. Ich muss nur einen fragen, ob er mich hinausbringt, damit ich die Musik nicht mehr hören muss. Ich kann ja auch etwas zum Vorwand nehmen - Mir ist schlecht oder ich falle gleich in Ohnmacht. Aber wie stehe ich dann da?... Also versuche ich zu bleiben.

Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Nichts ungewöhnliches an diesem Ort, denn viele schwitzen hier zur Musik. Aber ich kann die Musik immer noch nicht ertragen. Wenn nicht irgendeine Besserung eintritt, bin ich bald am Ende. Trinken. Ich trinke einfach etwas und es wird besser. Bestimmt. Ich gehe also zur Theke und... Meine Brust, meine Arme - wie gelähmt. Ich bin... ich muss. Ich bin doch erst 32!

Klicke auf diesen Text, um dir die Begleitmusik anzuhören, die zu dieser Geschichte erstellt wurde: disco.mp3 - 2,6 MByte.


Mathies, hauptberuflich als Programmierer tätig, wohnt seit ein paar Jahren mit seiner Lebensgefährtin in Bremen, werkelt regelmäßig am Leumond und verfasst von Zeit zu Zeit Texte.