Hoffnung für XP-294
Christel Helzle-Götting
"Und so sind wir mit an hundert Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit der Meinung, dass wir dem Planeten XP-294 einen andauernden Frieden bescheren werden."
Medical Captain Milena Norham hatte die Durchsage mit der Rede von Botschafterin Olga Pawlowa voll aufgedreht. So konnte niemand etwas hören, falls Lieutenant Nora Miles unter der Geburt laut schreien sollte. Doch Nora war ganz tapfer und auch die Schreie des kleinen Wesens das schließlich das Licht der Welt erblickte (oder besser gesagt das Neonlicht des Raumkreuzers DCXR-95P) gingen in dem eingespielten Applaus unter.
"Es ist ein ganz entzückendes kleines Mädchen, Nora, schau.", meinte Milena sanft zu ihrer Freundin.
Erschöpft aber glücklich streckte Nora ihre Arme nach der Kleinen aus. Milena legte ihr das Baby in den Arm und schaute die beiden besorgt an. Hoffentlich ging Noras Plan auf. Ihre Schwangerschaft geheim zu halten war eine Sache gewesen aber jetzt ging es nicht so einfach weiter.
"Willst du das wirklich durchziehen? Vielleicht sollten wir doch morgen, wenn die Botschafterin weg ist, mit dem Captain sprechen?"
"Nein, ich werde die Botschafterin morgen dort runter fliegen und der Kommission Luna als ein Symbol des Friedens präsentieren. Ganz öffentlich damit es niemand totschweigen kann. Beide Welten sollen wissen das sie existiert dann kann niemand ihr mehr was tun."
Milena nickte: "Dann ruh dich jetzt aus, damit du morgen wieder auf dem Damm bist. Ich nehme die Kleine mit."
Als Nora allein in ihrem Quartier zurückblieb versuchte sie einzuschlafen. Doch trotz der Erschöpfung war sie viel zu wach dazu. Schließlich nahm sie ihr Datapad und schrieb alles auf was sich ereignet hatte. Dann verschlüsselte sie den Eintrag und legte ihn auf dem Server ab. Sollte sie ihn nicht bis nächsten Freitag abgerufen haben, sollte er über geheime und verschlüsselte Wege nach Karpon an den Croag Muton Suut, Lunas Vater gesandt werden.
Am nächsten Morgen betrat Nora Landedeck 4 um die Landefähre zu übernehmen. Im Cockpit traf sie auf Milena, die lächelnd die Tür zum Gepäckfach des Cockpits öffnete. Da lag Luna schlafend und sicher verstaut. Nora konnte ihre Augen gar nicht mehr von ihrer Tochter nehmen.
"Sie ist mit allem versorgt und sollte eigentlich jetzt ein paar Stunden schlafen. Mein Gott Nora, ich hoffe das geht alles gut." Seufzte Milena.
"Natürlich wird es gut gehen. Schau sie dir doch an, Milena: Wer, ob Karponier oder Mensch könnte ihr widerstehen?"
Milena sah auf das kleine Gesichtchen und nach langer Zeit wurde ihr wieder einmal bewusst, wie ähnlich sich die beiden Rassen waren. Über das ganze Gerede über Erbfeindschaft wurde das so oft vergessen. Der zarte Haarflaum auf Lunas Kopf war etwas zu rot um menschlich zu sein, die Lippen hatten die dunkle Farbe wie beim Volk ihres Vaters und auch einige Gesichtszüge waren ausgeprägter als bei einem rein menschlichen Neugeborenen doch gerade das machte sie, wie Nora gesagt hatte, unwiderstehlich. Milena umarmte Nora und verließ dann das Landedeck gerade noch rechtzeitig, bevor die Politikerdelegation eintraf.
"Ich frag mich immer noch warum sie drauf bestanden haben, dass ich die Kapitulation annehme. Ich bin ja nun wirklich nicht als Karpon-Freundin bekannt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie mir diesen Sieg gönnen, die Feuerköpfe." Gehässiges Lachen der Botschafterin scholl aus der Kabine. Nora konzentrierte sich angeekelt auf den Landeanflug und versuchte ihre Passagiere zu ignorieren. Doch da kam ein Funkspruch: "Der Murtan Ken’org Nuurk möchte gern die Botschafterin Olga Pawlowa begrüßen."
"Ein Funkspruch für sie.", sagte sie in die Sprechanlage und stellte den Funkspruch durch.
"Botschafterin Pawlowa?", klang eine Stimme mit starkem karponischen Akzent aus dem Bordlautsprecher.
"Ja Murtan, ich bin hier.", antwortete die Botschafterin.
"Ich bin hocherfreut. Hocherfreut, dass sie mir so einfach in meine Falle geraten sind. Sterben sie wohl, Botschafterin!"
Entsetzt versuchte Nora die Landefähre herumzureißen und zum Raumkreuzer zurückzukehren. Doch es war zu spät: Von der angeblich entmilitarisierten Planetenoberfläche stiegen Dutzende von Raumjägern auf. Nora war entschlossen, der Falle zu entkommen, doch der Entschluss half ihr nicht. Binnen kürzester Zeit war die unbewaffnete Landefähre von vielen Schüssen durchsiebt und stürzte manövrierunfähig aus großer Höhe in einer unbewohnt wirkenden, unwirtlichen Gegend auf die Planetenoberfläche.
Aaro, der Sohn des Häuptlings, und sein Freund Uomo stürzten zurück ins Lager und ignorierten die Frauen, die ihnen nachriefen, einfach. Sie liefen zielstrebig zum Zelt der Medizinfrau. "Juno? Juno du musst kommen. Da ist wieder so ein Teil vom Himmel gefallen. Du musst den Ritus vollziehen."
Ohne nachzufragen zog Juno den Korb mit den erforderlichen Utensilien, der immer gepackt bereitstand aus dem Zelt und folgte den Jungen.
Schon seit Wochen war nichts mehr vom Himmel gestürzt. Ob sie die Götter mit irgendwas erzürnt hatten? Vielleicht war es auch eine weitere Prüfung. Grübelnd merkte Juno gar nicht wie sie an dem zerstörten Ding ankamen. Die beiden Jungen beeilten sich, den Männern zu folgen, die sofort weiter gezogen waren. Diese Dinger brachten immer nur Unglück.
Juno betrachtete das Ding. Es sah anders aus als die, über die sie sonst den Ritus vollzogen hatte. Also es hatte wohl anders ausgesehen als es noch am Himmel hing. Jetzt war es genauso kaputt wie die anderen. Als sie begonnen hatte, den Ritualgesang zu singen hielt sie plötzlich inne: Was war das? Das klang ja wie ein Baby. Wie konnte ein Baby in so einem Ding sein? Vorsichtig ging sie um das Ding herum. An der einen Seite war es komplett aufgerissen. Innen konnte sie die Überreste von mehreren von denen sehen, von denen die einen behaupteten, sie wären Götter, die anderen, sie wären Dämonen. Das Babygeschrei kam von weiter vorne. Vorsichtig, immer vermeidend die Toten zu berühren oder mehr als nötig von dem Ding, ging Juno nach vorn. Hier war noch eine weitere Tote. Diese musste Juno berühren, um zu der Stelle zu kommen, wo sie das Baby hörte. Schnell alle Beschwörungen murmelnd, die ihr einfielen, brachte sie es hinter sich. Sie musste einiges zur Seite räumen, doch dann fand sie es. Es schien noch sehr, sehr jung zu sein, obwohl es größer war als die Babys, bei deren Geburt Juno dabei war und es schien vollkommen unverletzt zu sein. Was war das jetzt? Ein Geschenk der Götter an ihre Dienerin? Juno beschloss, das so aufzufassen und nahm das kleine Wesen mit sich.
Die Jahre gingen ins Land. Sula, wie Juno die Kleine genannt hatte, wurde zu einem Liebling aller Frauen des Volkes, die sie alle gemeinsam aufgezogen hatten. Sie galt als das Kind der Götter, was auch der Name bedeutet. Immer noch stürzten immer wieder irgendwelche Sachen vom Himmel, immer noch kämpften die Götter (oder Dämonen) auch auf dem Land miteinander. Kinder waren zu Erwachsenen geworden, Junge zu Alten. Inzwischen war Aaro der Häuptling des Volkes.
Das Tal, in das sich das Volk in den Jahren des Krieges zurückgezogen hatte, blieb von den Kämpfen verschont, da es so versteckt lag. Aber hier gab es nicht genug Nahrung, sodass sie es zur Jagd immer wieder verlassen mussten. War dies wegen der Kämpfe nicht möglich, hungerte das Volk, vor allem nachdem ein Feuer, das durch einen Absturz ausgelöst worden war, einen Teil des Tales verwüstet hatte.
Immer wenn die Kämpfe besonders schlimm waren, kamen Leute aus dem Volk zu Juno und verlangten entweder, das Sula geopfert werden sollte, oder dass sie erhöht werden sollte, um die Götter zu beschwichtigen. Doch Juno antwortete dann nur, dass man warten müsste bis Sula zur Frau würde. Langsam glaubte das Volk nicht mehr, dass das jemals geschehen würde. Die Mädchen, mit denen Sula zusammen gestillt worden war, hatten schon eigene Kinder. Aber Juno erzählte, dass die Götter ja viel länger lebten und daher auch länger Kinder blieben. Und schließlich war es dann soweit, vierzehn Sommer waren ins Land gezogen, als Sula feststellte, dass sie ihre erste Periode hatte. Der Rat der Frauen trat zusammen und die Riten wurden vollzogen. Danach wurde Sula auf die Reise geschickt. Traditionell musste sie das erste Raubtier, das ihr begegnete, töten und sich aus dem Fell Kleidung machen. Dann dürfte sie erst zurückkehren, wenn sie zum zweiten Mal ihre Regel hatte.
Schon nach drei Tagen stand es ihr gegenüber: Ein Ragnir, fast so groß wie sie, mit wunderschön geflecktem Fell. Sula war schnell. Das Ragnir, das gerade fraß und nicht auf der Hut gewesen war, hatte Sulas Speer im Herzen stecken bevor es sie überhaupt bemerkt hatte. Sie dankte den Göttern und begann dann ein Lager aufzuschlagen. Das Fell des Ragnirs zu nehmen würde einige Zeit in Anspruch nehmen und sie wollte auch die Zähne für eine Kette haben. Sie hatte ja viel Zeit jetzt, wo sie nur noch abwarten musste. Sie freute sich darüber, endlich mal alleine zu sein. Sie liebte das Volk, aber immer wurde sie als etwas Besonderes behandelt, als Tochter der Götter. Sie wollte einfach eine Tochter des Volkes sein und hasste es, so anders auszusehen.
Nachdem sie das Fell vorbereitet und sich daraus einen Winterumhang genäht hatte, blieben noch viele Fellstücke übrig. Begierig, nichts von dem wertvollen Fell zu verschwenden, nähte sie sich daraus noch einen Lendenschurz, Arm- und Beinstulpen sowie ein Oberteil. Die Zähne hatte sie durchbohrt und trug sie an einer Sehne aufgefädelt, als Kette.
Während sie so still an ihrem Feuer saß und arbeitete, hatte sie oft das Gefühl, beobachtet zu werden. Waren es Tiere? Nein, da war sie sich sicher. War ihr jemand vom Volk gefolgt? Nein, das wäre ein Tabubruch gewesen, den niemand begangen hätte. Da fielen ihr Geschichten ein, die abends am Feuer erzählt wurden, von dem Jagdgeist, der die Jäger schon mal bei Jagdausflügen begleitete. Die Mädchen fürchteten sich davor in die Nähe des Tals zu gehen, von dem es hieß, dass er dort zuhause wäre, aber es war nichts bekannt, dass er jemals einem des Volkes etwas zuleide getan hätte.
Als sie alles Fell verarbeitet hatte, beschloss sie herauszufinden, wer der Beobachter sei. Sie legte ihren neuen Winterumhang, ausgestopft mit Heu, das sie gesammelt hatte, so ans Feuer, als wäre sie gestürzt und würde bewusstlos dort liegen. Dann versteckte sie sich und wartete. Schließlich bemerkte sie hinter den gegenüberliegenden Felsblöcken eine Bewegung. Sie hielt ganz still, wartete und beobachtete. Da trat er hervor und näherte sich ihrem Feuer: Ein Mann, etwas größer als sie, also gut zwei Köpfe größer als die Männer des Volkes, mit heller Haut und leuchtend rotem Haar. Er trug Fellkleidung ähnlich der Männerkleidung des Volkes, aber man sah, dass er sie selbstgemacht hatte und nicht sehr geschickt darin war. Sula grinste.
Als er sich über ihre Attrappe beugte sprang sie aus ihrem Versteck, mit ihrem Speer bewaffnet. Langsam richtete er sich auf, die Arme ausgestreckt, mit den offenen Handflächen nach vorn.
"Ganz ruhig, Sula. Ich tu dir nichts." Sagte er leise.
Erstaunt ließ Sula den Speer sinken. Sie hätte nicht gedacht, dass der Geist sprechen konnte wie sie und dass er sogar ihren Namen kannte. Er setzte sich langsam an ihr Feuer. Sula nahm zunächst ihren Umhang und schüttelte das Heu heraus. Dann setzte sie sich ihm gegenüber hin und sah ihn fragend an.
Er deutete auf den Umhang: "Ich sah wie du Ragnir getötet. Sehr geschickt."
Er redete merkwürdig, aber durchaus verständlich. "Woher kennst du meinen Namen?" fragte sie neugierig.
"Ich beobachte, sehe wie du aufwächst." antwortete er.
"Haben die Götter dich geschickt?" Ihr fiel auf, wie viele Ähnlichkeiten er mit ihrem Spiegelbild hatte.
"Götter?" Er sah sie irritiert an.
"Man sagt ich sei die Tochter der Götter."
Er lachte leise vor sich hin. Sula runzelte die Stirn.
"Deine Mutter war wunderbar, aber eine Göttin? Und ich? Nein, kein Gott bin ich."
Sie sah ihn an und wollte nicht glauben was sie hörte: "Du bist mein Vater? Wo warst du all die Jahre? Warum hast du dich nicht gezeigt?" sprudelte sie wütend hervor.
"Du hattest zuhause, du warst sicher. Was hätte es besser gemacht, ich kommen?"
"Warum hast du mich nicht nachhause geholt?"
"Mehr zuhause als bei Juno du hättest nirgendwo." Und er erzählte ihr von dem, seit Generationen andauernden, Konflikt zwischen Karpon und der Erde.
"Aber wegen was führen eure Völker diesen Krieg? Und warum hier? Das ist doch nicht eure Welt, das ist die Welt meines Volkes." Sie fühlte sich dem Volk viel mehr zugehörig als den Rassen ihrer Eltern.
"Arbitonit." sagte er nur.
"Was ist das?"
"Juno sagt einfach rote Erde, ich glaube. Benutzt es bei Begräbnis."
"Aber das ist doch nur Dreck der rot ist und im Dunklen leuchtet" Sula schüttelte den Kopf.
"Ist wertvollster Stoff für unsere Völker."
"Dürfen denn Völker einfach auf die Welten von anderen Völkern gehen und wegnehmen was sie wollen?"
"Nein, Planetenrat verbietet das."
"Und warum verbietet dieser 'Planetenrat' euren Völkern nicht, die Welt meines Volkes auszurauben und zu zerstören?" ihre Augen funkelten vor Wut. Er musste lächeln wie sehr sie Noras Augen dabei glichen.
"Wenn euer Volk fordert: das unsere Welt. Planetenrat muß einschreiten."
"Ich werde hingehen und das dem Planetenrat sagen. Zeig mir wie ich das machen muss.", sie sprang auf und schaute fordernd auf ihn herunter.
Als Muton sah, wie viel von Nora in ihrer Tochter steckte, stieg ein dicker Kloß in seinem Hals auf.
Er räusperte sich und sagte: "Langsam, Mädchen. Das alles nicht so einfach. Du noch viel lernen musst. Aber Idee gut. Du kommst mit mir?"
Die nächste Zeit verbrachte Sula bei Muton und lernte alles über die fremden Welten und die Menschen die bei ihrem Volk für Götter oder Dämonen gehalten wurden. Muton hatte sich aus den Trümmern von Noras Landefähre eine Hütte gebaut. Er hatte die Toten bestattet, aber nach karponischem Brauch hatte er Noras Schädel behalten und hielt oft Zwiesprache damit. Sula fand das sehr merkwürdig.
Je mehr Sula erfuhr, desto mehr ging ihr auf, wie ungewöhnlich ihre Existenz war: ein Mischling zwischen zwei Rassen, die sich als Erzfeinde betrachteten. Es war nichts von weiteren Mischlingen bekannt. Sollten jemals welche existiert haben wären sie vermutlich getötet worden. Anstatt hier eine Welt zu finden, in der sie nicht ständig angestarrt würde, fand sie zwei die sie als eine Art Scheusal betrachten würden. Für ihr Volk sahen die "Götter" alle gleich aus.
Eines Tages brach es aus ihr heraus: "Was habt ihr euch dabei gedacht mich in die Welt zu setzen? Habt ihr mal daran gedacht, dass es ein menschliches Wesen ist, was ihr da zeugt? Verurteilt, für immer heimatlos zu sein. Nicht einfach etwas, um eure politischen Ziele zu verfolgen!"
Traurig sah Muton sie an: "So war das nie gedacht. Ich habe Nora geliebt. Auch wenn niemand von Karpon das verstanden hätte. Sie hat mir gezeigt, dass all dieses Gerede von Feindschaft der größte Blödsinn ist, der auskommt. Als Nora schwanger wurde haben wir lange überlegt. Wir sahen schon, dass du es vermutlich schwer haben würdest. Aber wir sahen nur zwei Möglichkeiten: Dich zu verstecken oder deine Existenz öffentlich zu machen. Dich zu töten kam für mich nie in Frage, schließlich warst du ein Teil von Nora und aus unserer Liebe entstanden. Für Nora stand von Anfang an fest: Wenn die Völker von Erde und Karpon nur sehen würden, dass es kaum wirkliche Unterschiede zwischen uns gibt, würden sie sich versöhnen und, anstatt sich in diesem unsinnigen Krieg aufzureiben, zusammenarbeiten. Ich sah das nicht so optimistisch und wollte Nora davon abbringen und mit euch beiden irgendwo im Universum Asyl suchen. Aber Nora tat wie immer was sie wollte. Sie war einfach unglaublich." Zärtlich und traurig sah er zu Noras Schädel hinüber.
"Doch dann erhielt ich ihre Nachricht, die sie am letzten Abend aufgezeichnet hatte, nach deiner Geburt. Ich erfuhr von dem Abschuss ihrer Fähre und ich hielt auch dich für tot. Ich war vollkommen verzweifelt und wollte nur hierher kommen um dort zu sterben, wo ihr gestorben seid. Ich kam hierher und noch eh ich die abgestürzte Fähre fand, fand ich das Volk und ich sah dich. Da gab es wieder einen Grund für mich weiter zu leben. Und während ich euch beobachtete lernte ich viel über dieses Volk. Wir, egal ob von Erde oder Karpon, haben kein Anrecht auf diesen Planeten. Das war mir zuvor nie bewusst und das ist es wohl auch niemand sonst im Universum."
Sula war sehr still und zog sich früh zurück. Die ganze Nacht lag sie wach und im Morgengrauen stand sie auf. Sie holte sich Noras Schädel und stieg damit auf den Gipfel des zerklüfteten Plateaus. Die aufgehende Sonne tauchte die aktiven Vulkane am Horizont in ein unwirkliches Licht, als Sula sich mit Noras Schädel hinkniete.
"Mutter, ich bin's, deine Luna. Ich schwöre, ich werde diese, meine Welt retten und eure Welten versöhnen. Das ist es, wofür du mich geboren hast, dafür bist du gestorben, dafür wurde ich verschont und dafür hat Juno mich gerettet."
"Guten Morgen liebe Zuschauer in allen angeschlossenen Welten. Ich bin Uma Burigl und ich berichte für die vereinten Sendeanstalten. Heute ist der erste Dimal und heute soll hier vor dem Planetenrat eine besondere Verhandlung stattfinden. Eine Vertreterin der Ureinwohner vom Planeten XP-294 erhebt Anklage gegen die Regierungen von Erde und Karpon und macht Anspruch auf den Planeten für ihr Volk geltend. Bisher hat der Planet als unbewohnt gegolten.
Bis zu diesem Morgen hat niemand die Anklägerin zu Gesicht bekommen. Soeben wurde die Delegation aufgerufen. Und da sind sie. Sehen sie sich den Umhang an. Was für ein beeindruckendes Raubtierfell. Man kann immer noch nichts erkennen weil sie ganz von dem Umhang bedeckt wird, liebe Zuschauer. Sie wird von einem Mann und einer alten Frau begleitet, die mehr als einen Kopf kleiner als sie und dunkelhäutig sind. Die beiden nehmen im Hintergrund Platz während die Frau selbstbewusst an den Rednerplatz tritt. Da, sie wirft den Umhang ab.“ Ein Raunen ging durch das Publikum und übertönte kurz die Stimme der Reporterin. "Ich bin ganz sprachlos meine Damen und Herren. Wie sie sehen handelt es sich um eine wunderschöne junge Frau die die ethnischen Merkmale von Erde und Karpon in sich vereinigt. Da, sie beginnt ihre Rede, hören wir selbst:"
"Hoher Rat, ich, Luna Miles-Suut, Sula vom Volk, erbitte Gehör für die Einwohner des Planeten, der dem Rat unter der Bezeichnung XP-294 bekannt ist. Ich gelte als die Tochter der Medizinfrau und werde von ihr und dem Häuptling, man könnte sagen von der Regierung des Planeten, begleitet. Wir klagen die Regierungen von Erde und Karpon an, unseren Planeten unrechtmäßig auszubeuten und durch ihre Generationen anhaltenden Kampfhandlungen zu zerstören. Wir fordern das Recht auf Selbstbestimmung über unsere Heimatwelt, wie es uns nach der Carta der Vereinten Planeten zusteht."
"Das ist allerdings eine Überraschung, liebe Zuschauer. Ich gebe zurück in die angeschlossenen Funkhäuser und wir melden uns wieder sobald uns etwas Neues bekannt ist. Das war Uma Burigl und ich berichtete vom Planetenratsgebäude."
gewidmet dark angel, deren Bild "cave-girl" mich zu der Geschichte inspiriert hat
Ich bin Ingenieurin und Mutter von drei Kindern und schreibe gern die Geschichten auf, die mir zufliegen.