100 Zeilen
Martin Janecke
Vielleicht haben sie Recht
und mein Herz ist aus Gold,
denn es zog mich hinab
in das Meer aller Tränen,
in dem ich ertrinke.
für Kizumioh, das goldene Kind
2001-09-16
"Noch schlägt mein Herz,
pumpt unnachgiebig Blut
durch gleichgültige Glieder.
Meine Haare habe ich noch,
Bedeutung, Freude sind verloren."
2002-05-19
Eines wollte ich noch sagen,
ich sah die Narben nicht,
ging im Enthusiasmus verloren
wie die Narben im Regen.
Fortgespült der Schmerz.
2002-05-26
In beiden Händen mein Herzschlag,
auf einem tanzenden Seil;
sind meine Gedanken bei dir,
bei dir ... sind meine Gedanken;
allein, mit trockenen Lippen, ich.
2002-06-10
Für die Sonne, die Gottheit
tanze ich, sehe sie.
Ihre Wärme spüre ich,
weiß ein bisschen; woher?
An sie kann ich nicht reichen.
2002-07-17
Sand.
Hunderte Schnäbel:
Ein zwitschernder Überlandkabelmast -
Ein bisschen wie das Meer.
Ein bisschen wie am Strand.
2002-08-31
...brauchen Fabelwesen,
um gut zu sein.
Sie zeigen...,
was gut ist,
was "gut" bedeutet.
2002-10-22
Ich glaube, leicht verwundbar, sensibel ist man,
wenn man wenig schützendes Selbstvertrauen um sich gewickelt hat
oder wenn man sich der Welt oder Menschen in ihr vollkommen öffnet
oder wenn auf einem ein Trauma lastet, so wie ein Lindenblatt.
Offen gehe ich nicht mehr durch das Leben.
2002-10-25
Sind wir nicht Sklaven unserer selbst?
Ja.
Sind wir nicht.
Weil dieses Wir schon Illusion ist.
2002-11-17
Warten
Worauf?
Auf Hügeln meist, auf Bergen;
Auf wolkenfreie Sicht in die Nacht;
Auf einen Blick ... auf Gott.
2002-12-28
Entscheidungen fallen nicht;
sie werden gefällt.
Auch Bomben fallen nicht;
jemand lässt sie fallen.
Jemand lässt die Menschen fallen.
2003-02-20
"Mögen Sie es?"
"Nun, es ist etwas Besonderes. Es ist interessant und"
"Ja, aber ich meine: Mögen Sie es?"
"Ehrlich gesagt: Nein."
"Ich auch nicht. Doch was soll ich machen? Das ist mein Leben."
2003-03-09
Im Osten geht die Sonne auf.
Sie erweckt den Tag
Mit all seinen Wundern,
Erhellt das Leben.
Im Westen geht sie unter.
2003-03-21
Helden versagen nicht / niemals
und versagen sie doch / sind sie keine
außer / sie können es vertuschen
oder die Leute / die brauchen gerade Helden
dann vergessen die Leute das
2003-03-30
Ich sitze in einem von tausend Wartehäuschen,
betrachte den Stau mir gegenüber,
eine Demonstration der Automarken,
sich Tag für Tag bestätigend und die Welt
voller Aufzählungen und Wiederholungen.
2003-05-13
Nordwärts
Dass die Nacht den ganzen Tag umfängt
Dass der Sonnenwind die Nacht erhellt
Dorthin,
Wo das kühle Meer die Felsen schleift
Und wo alle Mädchen Prinzessinnen sind
2003-06-03
Ich würde nicht sagen, dass sie mein Dasein bereichert.
Das würde ich nicht sagen. Also, wahr ist das schon
aber eigentlich nur kleiner Teil dessen, was wahr ist.
Eigentlich, da erschafft sie ein eigenes Dasein:
Eine Welt für sich, also für mich, wo Tränen schön sind.
2003-06-30
Ich trag dich in mir um den Erdball; den anderen kennen wir kaum.
Die Zuneigung rechts angelehnt, links Respekt und ich dazwischen.
Ich möchte glücklich sein! wünsch ich mit Daumendrücken deinetwegen
und balle die Hände zu Fäusten; für dich gehe ich auf die Knie.
Für dich möchte ich glauben und denke hier ist, was ich bereue.
2003-07-06
Unsere Atmosphäre; ist die schön!
Ich möchte sie sehen, ihr zuschauen.
Kein Meteorologe, bloß nicht wissen warum!
Ich möchte die Wolken sehen,
die dummen, faszinierenden, einmaligen Wolken.
2003-08-04
Dein Kühlschrank grummelt in der Küche
In diesem Kühlschrank steht die saure Milch
Du malst den grauen Himmel himmelgrau
Die Welt zu deinen Füßen liegt im Sterben
Das Unglück fällt dir auf die kranken Knie
2003-08-21