Als der Teddy schon wieder ein Auge verlor und überall Tränen waren
Martin Janecke
Der Teddy verlor schon wieder ein Auge. Diesmal traf es das schärfere. Überall waren Tränen. Als alle schliefen, machte er sich auf in die platte Nacht, manchmal stolpernd. In der S-Bahn legte er sich, denn auch er war müde.
Aufgewacht, schaute er aus dem Fenster. Als er aus dem Fenster schaute, war er nicht mehr in Bärlin. (Das ist nicht der Grunewald.) Die Leute im Abteil kannte er nicht. An der Haltestelle entschlüpfte er. Da traf er einen Mann und fragte: Warum steckst du den Speer in die Erde und ziehst ihn wieder 'raus? Weil ich ein Locher bin. Wozu macht ein Locher das? Damit Bäumchen Fuß fassen. Damit der Grindelwald ein grüner Grindelwald bleibt. Ah-so.
Wenn ich es bis in die Schweiz geschafft habe, dachte der Teddy, schaffe ich es auch weiter und erfand eine Zeitung. Die Zeitung zeigte zwei Menschen in schöner Umgebung. Darunter entzifferte er umständlich "Maui". Von Zürich nahm er das Flugzeug nach Honolulu. Auf dem Boot nach Maui sagte ihm wer, da steht nicht Maui, da steht Maori. Die zwei Menschen? Genau. Wo? Neuseeland. Ah-so.
Ein Ölzeug, Kochtopf und Löffel später paddelte der Teddy durch den Ozean. An einer fließenden Stelle der Geschichte meinte ein Tunfisch: So-so, Seebär, was? und verschwand. Da band sich der Teddy eine schwarze Binde vor das verlorene Auge.
Vor der Küste fischte ihn ein Fischer aus dem Meer. Na Pirat, was soll das: Rennst von zu Hause Weg, fährst in die Schweiz, fliegst nach Hawaii, schwimmst nach Neuseeland - warum? Ich bin gepaddelt. Tut nichts zur Sache, los, warum? Weiß nicht, die mögen mich nicht. Schwachsinn. Die reißen meine Augen aus. Papperlapapp, das machen die, weil sie dich lieben. Er verpackte den Teddy und schickte ihn per Post nach Bärlin.
Übrigens, Teddybären gibt es seit ungefähr 100 Jahren.