Leumond
April 2005

Spaßbremse. Kein Welterfolg.


Harald Stangor



Ich warf den Blick auf meine Gegner:
Es waren deren gute zehn,
Die besten Witzler aller Staaten;
Sie würden rasch um Gnade flehn.

Der erste fiel mit einem Lächeln,
Dem zweiten platzte fast der Bauch,
In seinem Lachen lag der dritte,
Der vierte, röchelnd, grinste auch.

So lief es weiter bis zum Letzten -
Ich ging bar jeder Gnade vor.
Ich, Sieger, stieß ihm die Pointe
Grausam gezielt ins linke Ohr.

So rangen Sie um Luft und Worte.
Man lag als ein bezwungner Kreis.
Ich aber sprach, als man mich krönte,
Mich göttlich nannte, nur: Ich weiß.

Ich unterhielt sie wohl vortrefflich
Und war, wie üblich, voller Witz.
Doch in mir saß die Weltpointe,
Stach, brach mich innen und blieb spitz.

Da waren Weise und Gerechte,
Manch kluger Kopf blieb in dem Krieg,
Und ich war Sieger unter Bessren
Und schämte mich für meinen Sieg.

Am Ende wäre ein Gedanke
Wohl mehr wert als viel Schni-Schna-Schnapp.
Womöglich hängen Welterfolge
Nicht mal so sehr vom Spaßwert ab.

Man huldigte mir grundlos fröhlich
Und saß im Kreis um mich herum,
Erwartungsfroh das leere Lachen.
Ich siegte nicht mehr und blieb stumm.

Harald Stangor geht einem höchst bürgerlichen Beruf nach und dilettiert in freien Minuten in Prosa, Lyrik und Drama, mit besonderer Vorliebe auf Kabarettbühnen.