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15. Januar 2008

Elly das Original

Es ist schmutzig im Zimmer, in der Küche steht ein Kübel mit stinkendem Wasser. Die Fenster sind schon jahrelang nicht mehr geputzt worden. Auf dem Fußboden klettert eine Ratte über die staubigen Möbel. Eine alte Frau liegt mit ihren Klamotten im Bett.. Sie kaut an einer alten, harten trockenen Semmel. Schmeißfliegen schwirren immer wieder um den Bischkübel herum. Die Alte hustet und spuckt einen großen Brocken von der Semmel aus ihrem zahnluckaden Mund auf den Fußboden. Die Fliegen kriechen ihr auf die schmutzigen Haare. Es riecht nach Tschulle oder Bische in der Wohnung. Die Alte hat sich schon seit Langem nicht mehr gewaschen. Ihre Meerschweinchen in der Kiste liegen in in ihren eigenen Bemmerln.

Es ist eine kleine Wohnung. Verschiedene Möbel stehen in dem kleinen Zimmer, die so gar nicht zueinander gehören. In der Küche befinden sich in größeren Behältern Essensreste von vorgestern, die auch von den Fliegen angeflogen werden. Die Küchentür ist nur angelehnt. Zeitungen türmen sich in der Küche auf dem Fußboden. Elly, die Alte wartet schon ein paar Stunden auf ihre Base. Barbara hat versprochen zu kommen und sich um Elly zu kümmern. Endlich, um 4 Uhr nachmittags geht die Küchentür auf und Barbara tritt herein. „Ich weiß genau, was du gestern und vorgestern getrieben hast; deine Nachbarkinder hast du umgebracht, geschlachtet, gekocht und gefressen, du Massenmörderin“, schreit Elly ganz außer sich und so, dass es im ganzen Haus zu hören ist. Barbara meint nur: „Hast du deine Tabletten genommen?“
Sie stellt Wasser in einem großen Reindl zum Wärmen auf den Gasherd. „Was machst denn du da, du Carnaille du elende, ich weiß, wer mir am Samstag im Cafehaus Veronal in den Kaffee gegeben hat, du warst es, du wolltest mich schon immer beseitigen, du Miststück, du…“
Barbara hört ihr gar nicht zu und gibt das warme Wasser in ein Schaffl und will Elly ausziehen, um sie zu waschen. Da schreit Elly: „Was willst du denn von mir, ich hab’ mich doch heute schon gewaschen, du willst mich verbrühen. Hilfe, Hilfe, meine eigene Base will mich abmurksen. Warum hilft mir denn niemand?“
Barbara sagt ganz ruhig: „Du lässt dich jetzt von mir waschen, hörst du? Du hast einen üblen Körpergeruch, merkst du das nicht?“ „Wasch dich du lieber, du stinkst ja schon 100 Kilometer gegen den Wind und zieh’ Leine, du Mörderin, hinweg mit dir, du Elende. Sieben Männer hast du schon ausprobiert und von jedem ein Kind, du Dirne, verschwinde endlich, ich will schlafen!“ schreit Elly hysterisch.. Barbara steht noch unentschlossen da. Elly springt vom Bett auf, eilt in die Küche, nimmt einen Schlüssel von der Wand und verschwindet in Richtung Gang, dabei entfahren ihr ein paar deftige Geräusche, die eine ekelhafte Duftwolke hinterlassen. Nach einer Weile kommt sie wieder in ihre Wohnung und krächzt: „So, des druckt mi nimmer und ich bin um ein paar Kilo leichter.“
Inzwischen hat Barbara das Fenster geöffnet. Frische Luft strömt vom nahen Park herein. Das Wasser, inzwischen schön warm geworden, verwendet Barbara nun zum Fenster putzen, was bleibt ihr anderes übrig…….
Elly schlüpft wieder in ihr warmes Bett, dreht sich zur Wand, träumt von den Meerschweinchen, die sich selbst ihr Kistchen mit kleinen Beserln reinigen.

Autor: Elfriede Herold