„Wie lange noch?“
Die Gestalt, an die diese Frage gerichtet war, griff in ihren Umhang und holte eine Sanduhr hervor.
„Noch 300 Körner ungefähr.“
Sie warteten eine Weile.
„Und?“
„52.“
Derjenige, der die Frage gestellt hatte, fing an, vor sich her zu pfeifen.
Die andere Gestalt hustete leicht.
„5 … 4 … 3 … 2 … 1 …“
Nichts passierte.
Der Fragensteller blinzelte irritiert.
„Äh … ja …“ Er sah sich um. „Nun …“
„Fürwahr“, intonierte die Gestalt mit der Sanduhr in der Hand, um etwas Intelligentes zu sagen.
„Nun, er ist nicht gekommen. Jahrtausende des Wartens umsonst. Und das muss natürlich uns passieren.“
„Wahrlich, wahrlich.“
Der Erste sah die Gestalt mit leicht gerunzelter Stirn an, sagte aber nichts.
„Wie dem auch sei“, sagte er dann, „das müssen wir melden.“
„Wem?“
„Was?“
„Wem.“
„Wie, wem?“
„Wem müssen wir es melden?“
Stille trat ein.
„Äh … uns? Oder … jetzt, wo du es sagst … uns?“, fragte er noch mal unsicher.
„Nun gut. Also, ich melde dir hiermit gehorsamst, er ist nicht gekommen.“
„In Ordnung. Und ich melde dir jetzt gehorsamst, er ist nicht gekommen.“
„So. Damit wären die Formalitäten erledigt. Geh’n ma noch n Bierle trinke?“
„Ja, komm, ich lad dich ein! Hab heute irgendwie die Spendierhosen an.“
Die Gestalt besah sich die Sache.
„Ja? Weißt du, die sieht genauso aus wie deine alte Jeans mit dem Kaffeefleck.“
„Ja? Ist ja merkwürdig“, veralberte er die Gestalt, die das jedoch nicht zu bemerken schien.
„Nun denn, machen wir uns auf, zur nächsten Knei– Oh. Mir fällt da gerade etwas auf.“
„Ja?“, fragte er. „Was denn?“
„Nun, was wollten wir gerade machen?“
„’N Bierle trinke.“
„Und wo?“
„Was?“
„Und wo.“
„Wie, und wo?“
„Und wo sollen wir ’n Bierle trinke?“
Abermals wurde es still.
„Oh. Verstehe. Ja. Nun. Fürwahr und wahrlich.“
„Ja. Damit bleibt uns nur, hier auf ihn zu warten.“
„Aber er ist nicht gekommen.“
„Deshalb warten wir ja. Wenn er gekommen wäre, müssten wir nicht warten.“
„Nun gut. Dreh die Sanduhr um.“
Die Gestalt kam der Aufforderung nach.
„Wie lange noch?“
„Noch 300 Körner ungefähr.“