Leumond
Februar 2004

Aus unseren Leben gegriffen I


Jan Sommer



Nun gut, schreiben wir denn also (und lesen diese vielleicht sogar) eine kleine Geschichte.
Zwar weiß ich nicht, was der richtige Geschichtsschreiber oder gar später ein Geschichtsforscher dazu meinen mag - ist es doch nur laienhaftes Machwerk, einige Gedanken artig aufs Papier zu setzen, die mir zu diesem Thema gerade zufliegen.
Also dann:
Wie Ihr ja alle bereits wisst, befasse ich, Jan Sommer aus dem Brandenburger Land, mich mit dem Aufbau und der Pflege der Familienchronik, mit der Erforschung des Lebens der Vorfahren, der Ahnen unserer Familie. Das Leben der Menschen bringt auch einige Anekdötchen hervor. Gar manches aus dem alt überkommenen Wissen und Brauchtum, das verloren gehen könnte, lohnt sich vielleicht doch noch aufgehoben oder erwähnt zu werden. Einige Erinnerungssplitter bietet diese Niederschrift deshalb hier dem geneigten Leser dar.

Selbstverständlich lebte zu seiner Zeit, denn wann und wie auch sonst, also etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einer meiner Vorväter im Anhaltinischen. Sein täglich Brot verdiente er als braver, wenn auch vielleicht nicht immer bravuröser, Postillon. Mehrmals täglich leerten damals die Beamten der Königlichen Post in den Städten die Briefkästen. An eine Beförderung von Postsendungen nur einmal am Tage, bei immer weiter reduziertem oder auch verdünntem Kasten-Netz, was heute auch ungern als Briefkastensterben bezeichnet wird, konnte keine Rede sein. Zu solchem Unterfangen gab es keinerlei Gedanken. Undenkbar. Wem auch sollte es nützen? Komfort abbauen? Unruhe ins Volk bringen? Nein! Alle hatten Arbeit und mit dem nicht reichen, sondern eher schmalen, Einkommen hatte jeder sein bescheidenes Auskommen.
Als treuer Postbediensteter diente er sowohl als berittener Postillon, als dass er aber auch das Post-Pferde-Gespann kutschierte. Er hatte Reisende zu umsorgen, Kleintiere, Pakete und Bündel (diese im Postkutschkasten) zu transportieren, selbst das Befördern von Soldaten gehörte zu seinen Aufgaben. Briefe und Geldsendungen, also Bar-Briefe, bestellte er. Zuweilen trug er Liebes-Briefe aus und mitunter gar Kuppel-Briefe. Der Schriftverkehr wurde mit dem Voranschreiten der Zeitläufe immer umfangreicher. So gab es alsbald außer den Normalbriefen, Kompakt- und Maxibriefen sogar die quaderunförmigen Kasten-Briefe. Zugegeben: Gewiss befand sich unter diesem Gut auch mal was Schlechtes, obwohl sich in diesem Zusammenhange der Gedanke an Briefbomben oder Ähnliches damals noch nicht aufdrängte und sich demzufolge auch nicht manifestieren konnte. Welch ein Glück. Damals.
Die Briefkästen besaßen nicht etwa schon ewig das Vorrecht, die gelbe Farbe tragen zu dürfen. Diese wechselte im Laufe der Zeiten von braun über rot, blutorange und blau bis zum heutigen gelb.
Richtig ist die Vermutung, dass zeitweilig ein relatives Briefe-Sterben einsetzte, als nämlich ein kluger Kopf zur Rationalisierung kürzerer Grüße die "Korrespondenzkarte" erfand, die, wie wir wissen, später nur noch "Postkarte" hieß und nur noch offene Geheimnisse vermeldete. Hinzu kamen, besonders für das Äußern unerbetener Meinungen an die Regierung, die so genannten Mecker- oder Ansichtskarten, die zwangsläufig alle mit den bereits vorgedruckten höflichen Worten: "Nach meiner Ansicht..." begannen.

Die Älteren unter uns (gern würde ich mich hierbei ausnehmen, darf das aber ob der mir anerzogenen Ehrlichkeit nicht, tat es jedoch zur Ersatzbefriedigung zu an Weihnachten mit der Gans) werden sich auch lebhaft an den Migräne-Kasten erinnern. Das war so ein öffentlicher Quader, oben mit großem Schlitze, in den man alle Sorgen hineinsteckte, die man vorher aufs Papier gesetzet hatte, also alles, was einem Kopfzerbrechen bereitete und was die Obrigkeit annehmen, einem selbst also abnehmen, sollte. Häufige meteorologische Niederschläge trugen jedoch zur Papierbreibereitung im Kasten bei (großer Schlitz) und erledigten solchermaßen die Eingabenbearbeitung auf das Gründlichste. Da dies zu verhaltenem Murren des Volksmundes führte, ordnete Kö F II von Preußen an, dass ein Lakai an der Bittschriftenlinde zu Potsdam (oh, meine alte Heimat wird hiero itzt erwähnet) diese guten Wünsche des Volkes entgegennehmen solle. So starb denn dieser Kasten für Briefe. Die datenschützende Anonymität gar manchen Briefes war jedoch nicht gegeben, da der muntere Monarch diesem Treiben unter seinem Fenster von oben gerne zusah (geschehen in der Humboldtstraße).

Zurück aber zu den freundlichen Postkutschzugtieren. Des Nachts durften die Rosse auf der Koppel ruhen, in ländlicher Mundart auch als "Kuppel" bezeichnet. Hatten die Pferde ihre Lenkzeitenbegrenzung erreicht, überprüften die Mechatroniker bei den Schaukel-Kutschen nur kurz Kuppelung, wie auch die Bremsen, und schon ging's mit frischen Kleppern weiter.
In ihrer Hoch-Zeit fuhr die Post mit vier- oder sechsspänniger Pferde-Kraft auf ihren Cariolfahrten. Natürlich gab es für Tiere und Wagen auch eine Werkstatt.
Bald ging - oder besser - rollte die stürmisch vorwärts drängende Entwicklung auch im Transportwesen völlig andere Wege, als es sich der einfache Mann oder seine Frau hätten träumen lassen. Sowenig vorweg.
Doch solange die Tiere noch durch Anwesenheit glänzen durften, obwohl der Bedarf für deren Leistung und ihre anderweitigen kleingärtnerisch beliebten Produkte bereits zurück ging, konnte man sie ja nicht anspannen, lediglich um zu fahren. Trotzdem mussten sie täglich bewegt werden, damit sie weder ausrasteten, noch einrosteten. Nun konnte man die Gäule entweder in Gottes freier Natur warm reiten oder die Mähren an der Lounge göpelnd im Kreise führen, was deren Erlebnisreichtum sehr einschränkte aber immerhin einen Therapieversuch gegen Kreislaufstörungen und Migräne darstellte, der sich, vom veterinärmedizino-statistischem Erfolg betrachtet, allerdings als recht mäßig tauglich erwies. Sozusagen als Flop. Mangelte es also an Fahraufträgen, nahm man die Zossen letztendlich und setzte sie zumindest in die Pferde-Schaukel, eine eher passive Form der Bewegung, somit des Bewegens. Es ist wohl nachvollziehbar, dass sich die Zug- und Reittiere der Königlichen Post hierin sehr verschaukelt oder auch verkohlt vorkamen. Einige der vormals so stolzen Tiere entqualifizierte man durchaus noch zu Kohlekraft-Pferden, denn die menschlichen Behausungen beheizte man ja mit Kohle und deren Öfen und Herdstätten wollten partout mit dem schwarzen und braunen "Gold" versorgt werden, welches es heranzuschleppen galt.
Die dann noch überzähligen Hafermotoren (dieser Begriff wurde in Wirklichkeit erst später geprägt) verarbeiteten die Fleischer, beispielsweise zu Pferde-Blut-Wurst. Die Post-Kantine reichte auch die Brat-Frikadelle oder hierzulande eher "the Beefsteak", wegen dieses merkwürdigen Namens in den Gaststätten auch lieber schlicht als "ein Deutsches" bestellbar, dazu "einen Deutschen" (Weinbrand), wohingegen man mit der Verniedlichungsform "Bulette" gern beanstandend auf ein zu klein geratenes Exemplar des bestellten großen "Bul", also den sprichwörtlichen Großklops, hinweisen mochte. Alles in allem war's aber eben doch bloß so'n Kloß. In der vornehmen Kantine also das Bul, auf bescheidenen Unterwegshalten in den kleinen Kantinetten eben die klitzigen Buletten. Unbelastet aber solcher Sorgen, entbot in der Raststätte die appetitliche Frau Stirnima ihrem mitreisenden Eidgenossen, Herrn Swydy, ein fröchleches "Gutsteli Appetitsteli" zu diesem Speisenangebot.

Hernach, so die technische Entwickelung, verdrängten stählerne Ungetüme mehr und mehr den Pferdefuhrbetrieb, so auch die Potsdamer Postkutschen. Vorerst setze man versuchsweise Dampfwagen auf den Straßen ein, bereits richtige kleine Kohlekraftwerke. Später, wenn auch nicht erst so spät wie heute, kam die Bahn.
Kam die Eisenbahn, die ebenfalls Kurswagen der Post mit sich führte. Konstrukteure hatten die Lokomotiven für den Brennstoffvorrat, für diese fossile potenzielle Energie, mit einem großen Kohle-Kasten ausgestattet, diesen manchmal sogar auf eigene Räder gestellt. Er wurde liebevoll "Tender" geheißen und war sehr sehr beliebt. Selbst Elvis Presley (dessen Vorfahren ja im thüringischen Kohlebergbau seinerzeit die Presskohlen abbauten) sang ja noch hundert Jahre später: "Love me, Tender" und so weiter. Wenn das kein lebender Beweis ist.
Der Kohle-Abbau war körperlich sehr schwer. Am Abbauort gab es große Enge, hinten aber häufig erweitert, wie ein kleiner Saal mit einer Kuppel.
Wir alle kennen berühmte Lokomotivenhersteller wie Strousberg, Borsig, Siemens und viele andere - doch auch kleinere, wie Estorff / Hanomag in Hannover oder Orenstein und Koppel, in Berlin und Drewitz. Bei letztgenanntem montierten Arbeiter die Loks im "Zirkus", einer Kuppel-Halle mit kreisförmigem Boden. Siemens' Elektrolok gemahnte uns schon an einen kleinen Roboter - erübrigte sich doch das rabotern eines Heizers gar und ganz.

Das technische Fortschreiten löste nicht nur mit der Eisenbahn die Zug-Rosse ab. Nein, weit gefehlt. Eine neue Erfindung raboterte jetzt statt der Pferde. Das Automobil. Der Kraft-Wagen. Die ersten Exemplare sahen demzufolge auch aus wie Pferdekutschen ohne Pferde. Man erkannte ihre Herkunft. Das "Auto" an dem Mobil war ein kleiner Robetor, als Kunstwort zusammengezogen zu dem neuen Begriff "Mo-tor", meist in einem Kasten untergebracht. Dieser trieb das Fahrzeug. Trieb es an mit Petrol, manchmal auch mit Leum oder Äther mit Rizinus, welche Flüssigkeiten dem Eigner oder Lenker auch immer in den Apotheken nach wohl unterschiedlichen alchemischen Rezepturen zusammengebraut wurden, die sich eben schlicht danach richteten, was der Provisor wohl gerade so auf Lager hatte. (Nur kosten sollte er dies nicht persönlich alles, zu testen, ob es dem Motor wohl auch schicklich bekäme.) Die Automaschine an sich, galt aber noch nicht, noch lange, lange nicht, als völlig perfekt - nach heutiger Anschauung. Eine ungezählte Reihe von Verbesserungen gab es im Laufe der Zeit. Herr Idee, als französicher Gastarbeiter Konstrukteur beim Autohersteller Horch im Sächsischen zum Beispiel, entwickelte viele Vorschläge, also nach ihm "Ideen" genannt, zu Patenten. Die französischen Nachbarn, seine Landsleute, lobten das Werk das eine über das andere Mal: "Schon wieder so eine schöne `orch-Idee". Viel Geld gab es dafür und Blumen. Und auch bald Auto-Montage-Roboter.
Roboter einer ganz anderen Art sind aber geeignet, uns Kopfarbeit abzunehmen, können also bedingt und indirekt auch ein Mittel gegen aufkommende Migräne sein. Werden hingegen zu viele Roboter eingesetzt und ist keine Arbeit mehr für den Menschen da, kann es zusätzlich zu einer Migration kommen, die zur Migränation führen könnte, wenn sehr viele Leute Kopfschmerzen bekämen. Geht es, so fragt man sich deshalb, wirklich notwendiger Weise um Roboter oder dreht es sich, also rückwärts blickend, doch vielleicht eher um den Retobor (mittelhochdeutsch) oder letztendlich gar um Ratibor (althochdeutsch), was ja auch heute noch im polnischen Land aktuell ist. Die Beantwortung dieser Frage ist bis dato ungelöst, obwohl bereits ein Anbekannter von Albert Einstein diese fragend in die Diskussion einbrachte.
"Mi Gräne" kommt eigentlich wohl ursprünglich aus einem anderen Sprachraum. Könnte es sich, ins Hochdeutsche übertragen, sehr eventuell auch um "meine Krananlagen" zur Komplettierung der Kohlekraftwerke handeln oder denken wir vielmehr an Maräne (kein weiblicher Vorname, wenn's auch noch so lieblich duftet)? Zählen die allerlei sächsischen Mundarten eigentlich auch noch ein bisschen zum Saupreußischen im weiteren Sinne? Wie sind da beispielsweise die bayerischen Befindlichkeiten angelegt?
Zuweilen bietet der Handel ja auch die Migräne-Schaukel an, die durch ihr beruhigendes Hin und Her geeignet scheint, vom Schmerze abzulenken, ohne die Chemie ständig zu bemühen. Und ohne den Geldbeutel über Gebühr zu strapazieren.

Unausgereifte Experten neigten übrigens dazu, Tillanzien und Mombrezien zur Familie der Kraft-Orchideen zu zählen, weil denen Wundergesundheitskräfte für den menschlichen Organismus zugeschrieben werden. Wie dem auch sei - ein noch unentschiedener Wissenschaftsstreit, scheint's, gelle? Uns dagegen stärkt der ganz besondere Saft einer naturbelassenen Blutorange. Oft frisch gepresst oder als Valenzia gereicht. (Vergesst mir dabei bitte den 14. Februar nicht!) Bekannt ist sie als besondere Kraft-Frucht.
Völlig außer Frage steht der Erfolg einer Neuzüchtung, der Kohle-Orchidee, der so genannten Carbon'idee (auf wärmendem Kohlebett prächtig gewachsen), die sofort den Namen "Die schwarze Schöne" erhielt - im Gegensatz zur Blut-Orchidee. Iiihh.

Auf dem indischen Subkontinent hoffte man übrigens während jener Zeit, in der durch eine Einheitspartei verbreitet wurde, dass vor dem HErrn alle Menschen, ja wirklich alle gleich seien, dass ein Kastensterben einsetzen würde, um soziale Schranken nieder zu reißen. War damit dann aber doch nüscht, wissen die heute Klügeren, war nur so eine Idee.

Doch endlich zurück zu unserer Familie: Der leibliche Vater meines besagten Postillons, von dem wir bereits oben Kunde erhielten. Dieser war zeitlebens ein braver Ackermann. Eines unschönen Jahres hatte er ein furchtbares Erlebnis: Trotz fruchtbaren Bodens blieb die Ernte bar jeglicher Früchte. Hatte seine Bestäubung nicht geklappt, was diese fürchterliche Frucht-losigkeit gebar? Oder war seinem alten Hausgenossen, dem Orang-Utan, ein Teil der Schuld beizumessen? Vielleicht hatte auch die Kuppelung zwischen Traktor und Sämaschine ihren Dienst versagt? So passierte es gar manches Mal mit der neuen Technik unserer Alten. Selten traten derartig böse Missgeschicke allerdings im Niederländischen auf, wo die Holländer mit einfachen Säapparaturen hinter dem Oranje-Perd, mitunter fehlerhaft als Orange-Pferd übersetzt, ackernd einher schritten. Seit an Seit.

In meiner, nun also der eigenen, Jugendzeit sah ich ganz begeistert den Film "Honigmond 65". Ihr könnt euch das so vorstellen: im Wonnemonat Mai eine wie vom blutorange Kupfer-Mond erleuchtete lebensvolle Liebesnacht unter des Himmels Kuppel-Zelt.
Man wird älter. Heute dagegen, Jahrzehnte später, erhellt nur blass ein bleicher Leumond mit fahlem Licht die beraureifte kalte Winterlandschaft, durch die ein Löwe streunt, blutorange das Fell noch vom letzten Raubmale. Ja, so is düs nu ebend.

Nachdem die Kinder jetzt in des Winters harter Zeit mühsamst einen Schneemann errichtet (also stückweise behostes Gebein, den Torso mit Abdomen, und Thorax wie auch den Caput - Halter für die Capuze - gerollt, dann aufeinander getürmt) hatten, ward er ihnen alsbald gar so an's Herze gewachsen, dass sie behufs seiner Erhaltung vor ihm ein großes Schild aufstellten. "Bitte umfahren" stand darauf in geziemend großen Lettern. Leider waren die Kleinen noch nicht derart großkundig, um dass teutsche Betonungszeichen an der richtigen Stelle zu platzieren. So musste man abwartend zu sehen, wie also die Welt darauf reagierte: Einige kutschierten hin, bloß um zu fahren, andere, solche wie Ihr, wollten die Schneefrau vorsichtig umfahren, so dass sie sich fühlte wie eine Berliner Siegessäule. Weißelse. (Die alten Berliner wissen schon...). Aber auch der Wüstling nahm die Aufforderung lediglich ernst und wörtlich und wollte Yeti, den Schneemenschen doch tatsächlich lustvoll umfahren. Nun, bei diesem bösen Willen blieb es dann aber zum großen Glück, denn kleine Gemeinheiten werden sofort bestraft. Hatten doch die lieben Kinder als Skelett für die Schneestatuette einen Löschwasserhydranten gewählt, der ihm ein festes Rückgrat verlieh. Der stand fest, steif und stumm. Viktoria! Noch mehr Siegessäule. Das war ein Streich der ersten Güte. - Gestern erhielt der Schrottplatz Besuch vom Wüstling.

Die Kleinsten aber saßen derweil in der warmen Stube und spielten mit dem Stecken-Pferd (auch "Hobby" genannt). Für die Jüngeren unter uns: Ein Steckenpferd ist so etwas ähnliches wie ein Stockfisch - nur mit'm annern Kopp dran und die Beine ab und mit zweien der Natur nachgeahmten Kopfgriffen, die allerdings meist als Handgriffe missbraucht werden. Also: "Hoppe, hoppe Reiter!" - "Wenn er fällt, dann schreit er", steht auf einem ganz anderen Blatt und kennzeichnet bei den etwas Größeren der Kleinkinder einen Sturz vom Schaukelpferd. (Also, mit Pferden haben wir's ja heute.)

In meinem Babelsberger Heimatort gab es auf dem Weberplatz gar manche Lustbarkeit fürs Volk. Der so genannte "Rummel" (im Thüringischen leider brutal "Das Vogelschießen" geheißen, obwohl es jenen in Wirklichkeit gar nicht an den Kragen ging). Zum Rummel gehörten auch die Kraft-Schaukeln. Schaukeln, in Bootsform, die sich um eine horizontale Stange, welche zum Schaukel-Fahrwerk gehörte, also vertikal um 360° rotieren konnten, deshalb auch Überschlagschaukeln hießen. Eine abenteuerliche Schaukel-Idee.

Zu grundsätzlicher Korrektur noch einmal in die Welt des Postverkehrs, nun aber in die Moderne: In den Siebzigern des Zwanzigsten, ich entsinne mich noch genau, wurden die Hausbriefkästen und die Landpostzustellanlagen eingerichtet. Komforterhöhung zu gegenseitigem Vorteile. Nur versehentlich wurde in der Zeitung vom Briefkastensterben berichtet, woran der Setzfehlerteufel schwer an Schuld trug. In der real existierenden Postpolitik ging es darum, dass man als Halterung dieser schweren Kompaktanlagen kräftige Briefkasten-Streben benötigte.

Wie Ihr alle wisst, biete ich mich von Zeit zu Zeit auch als Blutspender an, trage den Saft zwar nicht gerade ins Kraftwerk, gehe manchmal aber in den Entnahmesaal mit der Kuppel. Deshalb ein Hinweis noch zu unserer täglichen Blut-Spende; quasi neueste Nachrichten aus dem Blut-Werk: Die Farbe "blutorange" nahm der Lebenssaft wohl derer an, die viele Apfelsinen verspeisten. Überdeckt wird dieses Symptom hinwiederum bei unseren adeligen Vorfahren. Kommt nämlich Orange in blaues Blut, dann wird der Saft so richtig braun. Varietäten treten nach den jeweiligen Mischungsverhältnissen der relativ-verhältnismäßigen Blaublütigkeit auf (beachte dabei die Begrifflichkeit des sog. "Halbblutes", z. B. bei Mischehen, so dass durchaus auch noch purpurner bis schwärzlicher Blutfarbstoff als normal angesehen werden darf - natürlich auch abhängig von der Uhrzeit, oder präziser, wann also vor der Entnahme letztlich tief Sauerstoff geschöpft wurde. Diese Umstände sind bei der Blutentnahme zu beachten. Bis vor einigen Jahren plätscherte dieses kostbare Aderlass-Nass in 400 ml Glasflaschen (ähnlich wie der weiße Saft in der Molkerei). Heute sind die Vampire anspruchsvoller und geben sich erst zufrieden, wenn sich 500 ml dieser Kraft-Suppe im Blut-Beutel befinden. Dieser liegt im Interesse der guten Durchmischung wabbelig weich auf der Blut-Schaukel. Die Blutbeutel werden in einem Blut-Kasten transportiert. Bei internationalem Handel, besonders mit China, ist auf die einwandfreie oral-konsonantive (von mir aus auch linguistische) Übersetzung aller Lieferangaben zu achten, weil es bereits mehrmals irrtümlich zur Lieferung von Brutkästen kam. Verursacher dieser beinahe diplomatischen Verwickelungen war der chinesische Mandarin, mitnichten der Orang. Sind nun genügend Blutspenden geleistet, gibt es als Anerkennung den Blut-Brief. Momentan umwerben uns derhalben noch blut-volle Vollschwestern. Verrichten dieses Umgarnen, Werben und Zapfen aber vielleicht morgen schon Roboter? Oder gibt es bald das Kunstblut, gezüchtet aus Orchideen mit weiteren Zusätzen? Wer weiß das schon so genau?
Ausgeprägt finden wir farblich den Orangen-Blut-Reichtum in Regionen mit icterischen Einflüssen auf den menschlichen Organismus, ja, richtig, so wie in China oder auf der icterischen Halbinsel.

Womit wir wieder bei der Farbe unserer gelben Kraft-Post-Schaukel-Kutschen angelangt wären. Hier schließt sich der Kreis für unsere heutige Betrachtung der Probleme, die uns Menschen von der Zeit meiner Altgroßväter bis zum heutigen Tage bewegen. Oder?

Jan Sommer betätigt sich auf Feldern, die "der Gesundheit des Menschen und der Natur dienen". Sein großes Hobby ist die Ahnenforschung im weiteren Sinne, daneben beschäftigt ihn noch "manch andere kleine Liebhaberei 'am Rande'".